{"id":2146,"date":"2015-03-10T20:06:29","date_gmt":"2015-03-10T19:06:29","guid":{"rendered":"http:\/\/www.unwritten-future.org\/?p=2146"},"modified":"2015-03-10T20:06:29","modified_gmt":"2015-03-10T19:06:29","slug":"redebeitrag-zum-frauenkampftag-2015","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.unwritten-future.org\/index.php\/redebeitrag-zum-frauenkampftag-2015\/","title":{"rendered":"Redebeitrag zum Frauen*kampftag 2015"},"content":{"rendered":"

Wir haben auf der Demonstration des B\u00fcndnis 8. M\u00e4rz<\/a> zum Frauen*kampftag 2015 einen Redebeitrag gehalten, der hier noch einmal nachgelesen werden kann:<\/p>\n

Kapitalismus und Patriarchat.<\/strong>
\nUm auch nur eins von beiden zu erkl\u00e4ren, br\u00e4uchte es mehr Redebeitr\u00e4ge als eine Demo verkraften k\u00f6nnte. Trotzdem m\u00f6chten wir versuchen, uns dem Verh\u00e4ltnis beider zumindest anzun\u00e4hern. Wir wollen deutlich machen, warum es immer und \u00fcberall gilt, gegen sie zu k\u00e4mpfen.
\n<\/p>\n

Beinahe st\u00e4ndig ordnen wir Menschen unbewusst in die zwei Kategorien ‘m\u00e4nnlich’ und ‘weiblich’ ein. Aber nicht nur Menschen, selbst vor Dingen macht diese Kategorisierung dank Farbcodes oder ausgekl\u00fcgelter Werbe-Kampagnen keinen Halt. Da wird ein Spielzeugwerkzeugkoffer in der Farbgebung rosa pl\u00f6tzlich zu einem M\u00e4dchenprodukt. Kinderkleidung der gro\u00dfen Schwester darf der kleine Bruder nicht tragen, und schon hat sich der Markt verdoppelt. Uns ist nat\u00fcrlich klar, dass kein Werbemensch allein die Verantwortung f\u00fcr das Geschlechterverh\u00e4ltnis tr\u00e4gt, aber die patriarchalen Strukturen werden kapitalistisch verwertet. Wir verstehen den Kapitalismus als strukturelles Problem. Genauso verstehen wir das Patriarchat als strukturelles Problem. Wir wachsen in beiden auf. Beide Strukturen bestimmen unser Leben und unser Miteinander von Geburt an. Sie schreiben sich in unser Denken, in unser Handeln und in unsere K\u00f6rper ein. Sie sind so allgegenw\u00e4rtig, dass sie nat\u00fcrlich scheinen. Es f\u00e4llt uns noch nicht mal auf, dass wir sie unbewusst reproduzieren.<\/p>\n

Auf der einen Seite steht das Weibliche als vermeintlich passiv, emotional und irrational. Auf der anderen Seite das M\u00e4nnliche als angeblich rational, durchsetzungsf\u00e4hig und nat\u00fcrlich aktiv. Diese Bilder scheinen vielleicht etwas veraltet, da durch zahlreiche feministische K\u00e4mpfe uns als Individuen mehr pers\u00f6nliche Freiheiten zustehen. Trotzdem werden diese Ideale von M\u00e4nnlein und Weiblein immer wieder artikuliert und das nicht nur zum Spa\u00df. <\/p>\n

Mit dem Kapitalismus etablierte sich neben der Warenproduktion auch eine Teilung der Gesellschaft in eine \u00f6ffentliche und eine private Sph\u00e4re. In der \u00f6ffentlichen Sph\u00e4re vollzieht sich die Produktion und damit die Verwertung. Au\u00dferdem spielt sich hier die ganze staatliche Organisation ab, die zwar immer wieder versucht in das Private einzugreifen, aber dies nur vermittelt tun kann. Dieser Bereich wird mit typisch m\u00e4nnlichen Eigenschaften assoziiert und bis vor wenigen Jahrzehnten waren Frauen davon weitestgehend ausgeschlossen. Der Familienvater geht ins B\u00fcro und verdient den Lebensunterhalt au\u00dferhalb seines Hauses.<\/p>\n

Das Private fungiert als Kontrapunkt in dem sich der Mann nach getaner Lohnarbeit durch die Ausbeutung weiblicher F\u00fcrsorge erholen kann. Wer es sich leisten kann, greift hierf\u00fcr mittlerweile auf weibliche Arbeitskr\u00e4fte zur\u00fcck. Sodass die deutsche Mittelschichtsfrau zwar nicht mehr in vollem Umfang f\u00fcr die Reproduktion ihres Mannes verantwortlich ist, aber das Geschlechterverh\u00e4ltnis weiter unangetastet bleibt. Wer als Putzfrau arbeitet, wird jedoch auch weiterhin zuhause selber putzen m\u00fcssen. Die vermeintliche Emanzipation muss man sich erstmal leisten k\u00f6nnen. <\/p>\n

Hier offenbart sich einmal mehr, wie klein die bisher gemachten Erfolge gemessen an der Abartigkeit und Unmenschlichkeit dieser Gesellschaft sind. Jede Verbesserung, so wichtig sie auch f\u00fcr die Betroffenen ist, birgt die Gefahr, dass sie auf dem R\u00fccken noch weniger privilegierter Menschen ausgetragen wird. Aber auch an anderen Stellen wollen wir die Verflechtung von Kapitalismus und Patriarchat kritisieren. Sei es der gender pay gap, die Vermarktung von Sch\u00f6nheitsidealen zu Werbezwecken oder als Produkt, oder die Aufteilung in klassische M\u00e4nnerberufe. <\/p>\n

Kapitalismus und Patriarchat sind so eng miteinander verflochten und stabilisieren sich derart gegenseitig, dass unser Kampf sich gegen beide gleicherma\u00dfen richten muss. Ansonsten l\u00e4uft man Gefahr, dass eine Errungenschaft gegen eine der Strukturen, ein Erstarken der anderen zur Folge hat. Die feministischen K\u00e4mpfe der Vergangenheit waren wichtig. Wir alle profitieren davon. Wir wollen an die radikalen K\u00e4mpfe anschlie\u00dfen. Wir wollen gegen das ganze k\u00e4mpfen, Kapitalismus und Patriarchat.<\/p>\n

Feministische K\u00e4mpfe die innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft nur Reformen anstreben sind uns nicht genug. Gerade in der Krise offenbart sich, wie br\u00fcchig solche Reformen sind. So sind die Aufm\u00e4rsche gegen den Bildungsplan in Stuttgart und Hamburg oder das Lamentieren \u00fcber den ‘Genderwahn’ von PEGIDA und Co Ausdruck des Wunsches durch traditionelle Geschlechterrollen wieder ein bisschen Ordnung in das systemische Chaos des Kapitalismus zu bringen.<\/p>\n

Auch dagegen sind wir heute auf der Stra\u00dfe und auch der Kampf morgen gegen Legida ist ein feministischer.
\n
\nStaat, Nation, Kapital, Patriarchat, Schei\u00dfe!
\nF\u00fcr den Feminismus! F\u00fcr den Kommunismus!<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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