{"id":812,"date":"2011-08-13T16:27:45","date_gmt":"2011-08-13T16:27:45","guid":{"rendered":"http:\/\/mayday2011.blogsport.eu\/?p=812"},"modified":"2011-08-13T16:27:45","modified_gmt":"2011-08-13T16:27:45","slug":"keine-schliesung-des-instituts-fuer-politikwissenschaft-an-der-uni-leipzig","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.unwritten-future.org\/index.php\/keine-schliesung-des-instituts-fuer-politikwissenschaft-an-der-uni-leipzig\/","title":{"rendered":"Keine Schlieszung des Instituts fuer Politikwissenschaft an der Uni Leipzig!"},"content":{"rendered":"

Gegen den Hochschulentwicklungsplan und den neoliberalen Umbau der Universit\u00e4ten!<\/p>\n

Die Besetzung der freien Professuren am Institut f\u00fcr Politikwissenschaft, f\u00fcr die bereits Berufungsverfahren liefen, wurde im Fr\u00fchjahr 2011 ausgesetzt. \u00c4u\u00dferungen der Rektorin Frau Sch\u00fccking legen die Vermutung nahe, dass das Institut geschlossen werden soll. Den Hintergrund bildet der Hochschulentwicklungsplan f\u00fcr Sachsen. Dieser soll angesichts sinkender Studierendenzahlen und knapper Staatskassen eine m\u00f6glichst leistungsf\u00e4hige Universit\u00e4tslandschaft in Sachsen erhalten. In den n\u00e4chsten Jahren sollen deshalb im Land 300 und in Leipzig 72 Stellen an den Universit\u00e4ten gestrichen werden. <\/span>Die Universit\u00e4ten sollen Profilbildung betreiben, sich auf bestimmte Schwerpunkte konzentrieren und so verhindern, dass die K\u00fcrzungen Forschung und Lehre zu sehr beeintr\u00e4chtigen. Hierzu wird ihnen nahegelegt, eine verst\u00e4rkte Zusammenarbeit mit Unternehmen einzugehen, Drittmittel einzuwerben und ihre Wettbewerbsf\u00e4higkeit durch st\u00e4ndige Evaluationen zu beweisen. Der Hochschulentwicklungsplan steht damit im andauernden Prozess des neoliberalen Umbaus der Universit\u00e4ten. An die Stelle des Ideals akademischer Bildung soll die berufsbezogene Ausbildung treten und die Forschung zunehmend in Kooperation mit Unternehmen erfolgen, statt auf Grundlagen ausgerichtet zu sein.<\/p>\n

Siehe auch Infos des Fachschaftsrat Politikwissenschaften<\/a><\/p>\n

Die damit verbundenen Ma\u00dfnahmen sind als Reaktion auf wachsende finanzielle Probleme des Staates zu verstehen, auch wenn die K\u00fcrzungen nicht einem blo\u00dfen Sachzwang folgen und fraglich ist, ob das Sparen bei den Hochschulen auf lange Sicht dem Standort n\u00fctzt. Auch das Argument der sinkenden Studierendenzahlen hinkt, weil es ausblendet, dass an den s\u00e4chsischen Universit\u00e4ten derzeit \u00dcberbelegung herrscht. Die Entwicklung k\u00f6nnte dazu genutzt <\/span>werden, wieder zu einem angemessenen Verh\u00e4ltnis von Lehrenden und Studierenden zu kommen, das seit den 90ern von 1:30 auf 1:60 gestiegen ist. <\/span><\/p>\n

Die Reduzierung von Forschung und Lehre auf ihren Beitrag f\u00fcr die Wirtschaftskraft eines Landes steht in neoliberaler Tradition. Die Universit\u00e4ten b\u00fc\u00dfen ihre letzten Reste geistiger Unabh\u00e4ngigkeit gegen\u00fcber Staat und Wirtschaft ein<\/span>. Kein Zufall ist es deshalb, dass insbesondere Sozial- und Geisteswissenschaften von K\u00fcrzungen betroffen sind, sofern sie sich nicht zum Sozialingenieurswesen wandeln lassen. Ihr Beitrag zur St\u00e4rkung des Standorts l\u00e4sst sich nicht direkt messen und ihre Absolventen entsprechen nicht dem Profil der ben\u00f6tigten Fachkr\u00e4fte.<\/p>\n

Sicherlich steht das Institut f\u00fcr Politikwissenschaft auch deshalb ganz oben auf der Liste m\u00f6glicher K\u00fcrzungen, weil es sich anbietet ein Institut zu schlie\u00dfen, an dem nur zwei von f\u00fcnf Professuren besetzt sind. Gegen\u00fcber den Universit\u00e4ten mit staatsautorit\u00e4ren Vordenkern der Extremismustheorie in Dresden (Uwe Backes) und Chemnitz (Eckhard Jesse) h\u00e4tte es jedoch auch aus politischen Gr\u00fcnden die schlechteren Karten, falls es zur Reduzierung der politikwissenschaftlichen Institute in Sachsen k\u00e4me.<\/p>\n

Die Schlie\u00dfung des Instituts f\u00fcr Politikwissenschaft in Leipzig ist ein hervorstechendes Zeichen f\u00fcr die Abschaffung der institutionalisierten Selbstkritik der Gesellschaft. Die aktuelle Situation macht diese Kritik jedoch nicht \u00fcberfl\u00fcssig, sondern n\u00f6tiger denn je. Die permanente Ausweitung der Produktion droht die \u00f6kologischen Grundlagen der Gesellschaft zu zerst\u00f6ren. Sinkende Reall\u00f6hne, die Zunahme prek\u00e4rer Besch\u00e4ftigungsverh\u00e4ltnisse und st\u00e4ndig neue Sparpakete sind Ausdr\u00fccke einer tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Krise. Sie steigert die Verdrossenheit mit dem politischen System und gibt der Popularit\u00e4t nationalistischer und autorit\u00e4rer Krisenl\u00f6sungsstrategien neuen Auftrieb. Angesichts solcher Entwicklungen die R\u00e4ume einzustampfen, die zumindest die M\u00f6glichkeit f\u00fcr die Reflexion ihrer Ursachen er\u00f6ffnen, ist mehr als fahrl\u00e4ssig. Schlie\u00dflich liegen die Gr\u00fcnde der Krisen nicht in oberfl\u00e4chlichen Erscheinungen wie mangelnder Haushaltsdisziplin und Finanzregulierung.<\/p>\n

Leider drohen die Wissenschaften nicht erst mit dem aktuellen Hochschulentwicklungsplan aufzuh\u00f6ren, die gesellschaftlichen Grundlagen zu hinterfragen. Kritik ohne Scheuklappen war auch bisher an den Universit\u00e4ten rar ges\u00e4t. Dennoch ist es es notwendig, zu verhindern, dass diese v\u00f6llig der \u00f6konomischen Standortlogik unterworfen werden. Deshalb gilt es nicht nur die Schlie\u00dfung des Instituts f\u00fcr Politikwissenschaft in Leipzig, sondern auch alle weiteren K\u00fcrzungen abzuwenden und dem S\u00e4chsischen Hochschulentwicklungsplan entgegenzutreten. Die Universit\u00e4ten m\u00fcssen ihre Autonomie gegen\u00fcber Staat und Wirtschaft wieder erhalten.<\/p>\n

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Gegen den Hochschulentwicklungsplan und den neoliberalen Umbau der Universit\u00e4ten!<\/p>\n

Die Besetzung der freien Professuren am Institut f\u00fcr Politikwissenschaft, f\u00fcr die bereits Berufungsverfahren liefen, wurde im Fr\u00fchjahr 2011 ausgesetzt. \u00c4u\u00dferungen der Rektorin Frau Sch\u00fccking legen die Vermutung nahe, dass das Institut geschlossen werden soll. Den Hintergrund bildet der Hochschulentwicklungsplan f\u00fcr Sachsen. Dieser soll angesichts sinkender Studierendenzahlen und knapper Staatskassen eine m\u00f6glichst leistungsf\u00e4hige Universit\u00e4tslandschaft in Sachsen erhalten. In den n\u00e4chsten Jahren sollen deshalb im Land 300 und in Leipzig 72 Stellen an den Universit\u00e4ten gestrichen werden. Die Universit\u00e4ten sollen Profilbildung betreiben, sich auf bestimmte Schwerpunkte konzentrieren und so verhindern, dass die K\u00fcrzungen Forschung und Lehre zu sehr beeintr\u00e4chtigen. Hierzu wird ihnen nahegelegt, eine verst\u00e4rkte Zusammenarbeit mit Unternehmen einzugehen, Drittmittel einzuwerben und ihre Wettbewerbsf\u00e4higkeit durch st\u00e4ndige Evaluationen zu beweisen. Der Hochschulentwicklungsplan steht damit im andauernden Prozess des neoliberalen Umbaus der Universit\u00e4ten. An die Stelle des Ideals akademischer Bildung soll die berufsbezogene Ausbildung treten und die Forschung zunehmend in Kooperation mit Unternehmen erfolgen, statt auf Grundlagen ausgerichtet zu sein.
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