Es heißt Femizid.

Wir sind entsetzt und traurig. Am 6. April wurde eine Frau, die mit ihrem Baby im Auwald im Süden Leipzigs spazieren ging, von ihrem Ex-Partner niedergeschlagen und starb wenige Tage später im Krankenhaus an den Folgen der Verletzung. Ihr Tod macht uns betroffen. Immer wieder bringen Männer Frauen* um, doch wollen wir uns nie an die Ermordung von Frauen* gewöhnen müssen.

Wir sind wütend. Weil diese Gewalttat von Vielen nicht als das erkannt und benannt wird, was sie ist. Diverse Tageszeitungen berichteten von dem Mord als einer „Liebestat“. Dieser Mord hatte nichts mit Liebe zu tun. Er muss als das benannt werden, was er ist: ein Femizid. Morde an Frauen* durch ihre männlichen Angehörigen oder Ex-Partnern sind kein „Familiendrama“ und Morde an Frauen* durch fremde Männer, keine alleinstehenden Taten. Sie haben Kontinuität in den gewaltvollen patriarchalen Verhältnissen, in denen wir leben. Um die sexistischen Strukturen unserer Gesellschaft sichtbar zu machen, dürfen sie nicht als tragische Einzelfälle bezeichnet, sondern müssen als Femizide eingeordnet werden. In den Medienberichten zu dem Mord im Auwald wurde immer wieder unnötigerweise darauf hingewiesen, dass der Mörder nicht in Deutschland geboren wurde, anstatt klarzustellen, dass das Problem nicht mit der Nationalität, sondern mit Männern zu tun hat.

Wir haben Angst. Denn wir sind betroffen, weil uns als Frauen bewusst ist, dass strukturelle Gewalt gegen Frauen* allgegenwärtig ist und jede* von uns treffen kann. Und wir sind besorgt, da Frauen*, gerade in Zeiten von Corona, vermehrt häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.

Wir bleiben wütend. Weil wir unser ganzes Leben lang keine Zeit erlebt haben, in der sexualisierte Gewalt nicht gesellschaftliche Realität war. Um diese Kontinuität patriarchaler Gewalt deutlich zu machen, verlinken wir unseren Text zum Mord an Sophia vor fast zwei Jahren. Auch hier wurde ein Femizid nicht als solcher benannt, auch hier wurde die Tat rassistisch instrumentalisiert, auch hier wurde eine Frau ermordet.
Ni una menos! Keine weniger!
Ändert die Umstände, die das erzwingen!

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