Film + Gespräch: Jedes Jahr Nie Wieder – Der Wiener Akademikerball

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung Jungle World und der Cinémathèque Leipzig e.v.

Montag, 27. Juni, 19.00h, die naTo, Karl-Liebknecht-Str. 46, 04275 Leipzig.

Einführender Vortrag und anschließende Diskussion mit:
Judith Goetz (Literatur- und Politikwissenschaftlerin aus Wien, Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politik der Ungleichheit (FIPU) in Österreich, Autorin von “Ausgetanzt! Eine kritische Bilanz der Proteste gegen den WKR-Ball”).

Österreich 2015, deutsche OF, Dok, 95 min, Regie: Paul Buchinger, David Pilcher

Der Film thematisiert aus einer kritischen Perspektive die derzeit wohl umstrittenste Veranstaltung Österreichs, dem von der FPÖ organisierten Wiener Akademikerball: ein internationales Treffen völkischer Burschenschafter, neurechter AkteurInnen und extrem rechter Parteien in der traditionsreichen Wiener Hofburg. Die Macher Paul Buchinger und David Pichler porträtieren die Schlüsselfiguren dieser Nacht, von der Antifa bis zur Burschenschaft, und fragen überdies in der Öffentlichkeit stehende Personen aus Politik, Kultur und Wissenschaft nach deren persönlicher Wahrnehmung zum Ball.

Jedes Jahr im Januar findet der Wiener Akademikerball, ehemals WKR-Ball („Wiener Korporationsring”) statt. Ein elitäres Stell-dich-ein der völkischen und extrem rechten Szene Europas. Seit 2008 gab es dagegen wachsende Proteste von antifaschistischen und linken Gruppen, aber auch von Gewerkschaften, Kirchen und Parteien, an denen in den letzten Jahren bis zu zehntausend Menschen aus dem In-und Ausland teilnahmen. Stadt und Polizei reagierten darauf vor allem mit Repression, u.a. 2014 mit einem viel kritisierten Platzverbot für Teile der Innenstadt. Im Laufe des Abends kam es zu teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Polizei und Sachbeschädigungen.

Der Film folgt einem chronologischen Ablauf von der Anti-Akademikerball-Demonstration 2014 bis zu jener im Jahr 2015. In den Fokus rückt dabei auch der Fall des Demonstranten Josef S. aus Jena, der als vermeintlicher “Rädelsführer” fast 6 Monate in Untersuchungshaft sitzen musste und im Anschluss in einem mehr als fragwürdigen Prozess verurteilt wurde. So behandelt der Film auch die, vor allem am Fall Josef S. aufgezogene, medial geführte Gewaltdebatte. Darüber hinaus wird durch ein Portrait der Wiener Burschenschaft Libertas das ideologische Korsett des Balls als auch der Alltag deutschnationaler Verbindungsstudenten gezeigt, und damit dem Ziel der Kritik der WKR-GegnerInnen ein Gesicht gegeben.

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