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Gestern radikal – heute Landtagswahl

Zur Situation der Parlamentarismuskritik in Zeiten des Rechtsrucks

Vor der Landtagswahl in Sachsen 2019 veröffentlichten wir in der Zeitschrift »konkret« (09/2019) einen Debattenbeitrag zur Situation der Parlamentarismuskritik und der Strategie der radikalen Linken in Zeiten des parlamentarischen Rechtsrucks. Wir möchten unseren Beitrag an dieser Stelle auch online zugänglich machen. Einen Mitschnitt unserer Veranstaltung zum gleichen Thema kurz vor der Wahl findet ihr auf soundcloud.

Wer sich aktuelle Mobilisierungsprojekte der radikalen Linken gegen den Rechtsruck anschaut, könnte den Eindruck gewinnen, dass eine grundlegende Kritik der kapitalistischen Sozialstruktur und der zugehörigen Institutionen heutzutage nicht mehr relevant ist. Vor dem Hintergrund, dass sich mit der AfD eine Partei im Aufwind befindet, die Schlimmeres im Sinn hat als den demokratisch verfassten, kapitalistischen Nationalstaat nur zu erhalten, erscheint das auf den ersten Blick nicht unverständlich. Bei genauerem Hinsehen stellt sich allerdings die Frage, ob die Politik der rot-grünen Bundesregierung von 1998 bis 2005 schon in Vergessenheit geraten ist. Gerade die weitreichenden Maßnahmen zur Senkung von Sozialausgaben und der Errichtung eines neoliberal-autoritären, „vorsorgenden“ Sozialstaates („Agenda 2010“, „Hartz IV“) hatten doch eigentlich radikale Staats- und Parlamentarismuskritiken wie etwa die von Johannes Agnoli bestätigt. Nachhaltige politische Konsequenzen daraus scheint die radikale Linke kaum gezogen zu haben. Das ist mehr als bedauerlich, denn die politische Alternativlosigkeit, die oft als eine Ursache des Rechtsrucks benannt wird, hat eine Menge mit dem begrenzten Handlungsspielraum von staatlicher Politik im Kapitalismus zu tun.

Parlamentarismus, Rot-Grün, und Rechtsruck

Agnoli hatte in »Der Staat des Kapitals« den Ausdruck geprägt, der bürgerliche Staat stehe unter dem „imperativen Mandat der Kapitalakkumulation“. Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass der Staat im Kapitalismus zwar eine reale Handlungsmacht habe, dass diese allerdings ihre Voraussetzungen in einer funktionierenden kapitalistischen Ökonomie habe. Damit befand er sich nicht nur im Widerspruch zu linken Theoretiker_innen, die den Staat als rein ideologisches Überbau-Phänomen begriffen, der letztlich die Herrschaft des Kapitals verschleiere und solchen, die behaupteten, der Staat würde unmittelbar das Interesse bestimmter Monopolkapitale verfolgen. Er begründete ebenfalls die Aussichtslosigkeit sozialreformistischer Projekte, die mittels der Erzielung parlamentarischer Mehrheiten den Kapitalismus schrittweise zu einer sozialistischen Gesellschaft umgestalten wollten. Agnoli wies darauf hin, dass alle staatlichen Maßnahmen das Fortlaufen der Kapitalakkumulation zumindest nicht gefährden dürften. Um weiterhin Steuereinnahmen generieren zu können, sei demokratische Regierungspolitik darauf angewiesen, die Grundlagen der Kapitalakkumulation zu reproduzieren – insbesondere dort, wo die kapitalistische Ökonomie ohne staatliche Eingriffe dazu außerstande sei. Dies trifft mitunter auf den Bereich der Arbeitskraft zu. Die Beschränkung des Arbeitstages, Arbeitsschutz, Arbeitslosen- und Krankenversicherungen sind staatliche Maßnahmen, die zwar von links erkämpft wurden, letztlich aber der Reproduktion einer kapitalistischen Ökonomie zuträglich sind. Unter Bedingungen globaler Konkurrenz zwischen verschiedenen Wirtschaftsstandorten zeigt sich, dass die Dynamik auch eine andere Richtung einschlagen kann. Staatliche Politik ist nicht nur darauf angewiesen, dass menschliche Arbeitskraft reproduziert wird, sondern dass ihre Reproduktion möglichst geringe Kosten verursacht – und dass der Preis der Arbeitskraft im Vergleich zu konkurrierenden Standorten gering gehalten wird. Die Agenda-Politik der rot-grünen Bundesregierung ist ein Paradebeispiel für Agnolis Theorie. Die erste Regierung in der Geschichte der BRD, die komplett von sich als links verstehenden Parteien getragen wurde, sah sich vor die Wahl gestellt: zwischen der Einhaltung der eigenen sozialpolitischen Programmatik verbunden mit deutlichen negativen Konsequenzen für die deutsche Volkswirtschaft einerseits und der Durchführung von in erster Linie gegen die eigene Klientel gerichteten Sozialreformen andererseits. Wofür sich die Schröder-Regierung entschied, ist bekannt. Mit den Hartz-IV-Reformen wurden Sozialleistungen gesenkt, der Druck auf Arbeitslose, jede Art von Arbeit anzunehmen, erhöht und letztlich ein Niedriglohnsektor etabliert, der auch Druck auf die übrigen Löhne ausübte. Von Nutzen war hierbei, dass die Reproduktion von Arbeitskraft nicht nur durch staatliche Maßnahmen und Leistungen, sondern zu großen Teilen auch durch die patriarchale Aneignung weiblicher Reproduktionsarbeit sichergestellt wird. Dort, wo sich der verschlankte Sozialstaat zurückzieht, verschieben sich Erziehung und Pflege ins – patriarchal organisierte – Private. Der rot-grüne Sozialabbau zeigte schließlich Wirkung. Deutschland wurde vom „kranken Mann Europas“ zum Motor einer europäischen Dynamik des Lohndumpings. Auf Kosten von Arbeiter_innen und Arbeitslosen machte eine linke Bundesregierung die deutsche Nationalökonomie wieder konkurrenzfähig. Das hatte politische Auswirkungen, die bis heute spürbar sind.

Die viel beklagte „Alternativlosigkeit“ in der parlamentarischen Politik hat ihren Ausgangspunkt in der vollständigen Selbstentzauberung des rot-grünen Regierungsprojektes. Die in Folge von Hartz IV erstarkte Linkspartei kostete Rot-Grün die Mehrheit – gleichzeitig war klar, dass eine Erweiterung der linken Bundesregierung um die Linkspartei zwar rechnerisch, aber nicht inhaltlich möglich war. Mit ihren Forderungen nach einer Rücknahme von Hartz IV, der Nicht-Beteiligung Deutschlands an militärischen Auslandseinsätzen und einem NATO-Austritt stellte die Linkspartei Forderungen, die Deutschlands führende ökonomische und politische Rolle in Europa erheblich gefährden würden. Dass sowohl die folgenden großen Koalitionen als auch die zwischenzeitliche schwarz-gelbe Bundesregierung fest zur neoliberalen Sozialpolitik standen, manifestierte die öffentliche Wahrnehmung, dass die politischen Parteien inhaltlich immer weniger unterscheidbar seien. Dies ist nicht etwa Folge einer mangelnden Mobilisierung politischer „Leidenschaften“, wie es die linkspopulistische Philosophin Chantal Mouffe behauptet. Auch die durchaus von populistischen Stimmungen in die Regierung getragene, sich selbst als „linksradikal“ verstehende, SYRIZA-Partei in Griechenland, musste sich dem „imperativen Mandat“ der Kapitalakkumulation beugen und massive soziale Einschnitte durchsetzen. Der linke Parlamentarismus, ob in pragmatischer oder populistischer Fassung, hatte sich bereits vor der so genannten „Migrationskrise“ und dem politischen Rechtsruck vollständig blamiert. Wenn im öffentlichen Diskurs also die mangelnde politische Polarisierung als Ursache des Rechtsrucks dargestellt wird, so sollte nicht vergessen werden, dass diese ihre Wurzeln in der kapitalistischen Sozialstruktur selbst hat. Es sind gerade die Formzwänge der Kapitalakkumulation, die politische Entscheidungsspielräume im Kapitalismus begrenzen und somit zu einer mangelnden Unterscheidbarkeit verschiedener Regierungskoalitionen führen. Es erscheint vor diesem Hintergrund überraschend, dass eine radikale Ablehnung der grundlegenden Vergesellschaftungsmechanismen im gesellschaftlichen Diskurs nicht stärker vertreten ist. Geldvermittelte Produktion und Verteilung sind heute ebenso wenig Gegenstand breiter linker Kritik wie der bürgerliche Staat.

Auswirkungen des Rechtsrucks auf die radikale Linke

Immerhin: Es gab tatsächlich eine Zeit, in der radikale Nationalstaatskritik in Deutschland sehr offensiv artikuliert wurde. Der Linksnationalist und Architekt der De-Facto-Abschaffung des Grundrechts auf Asyl in den 90ern Oskar Lafontaine kann ein Lied davon singen – spätestens nachdem er 2009 auf der Krisendemo in Frankfurt aus dem antinationalen Block mit Eiern beworfen wurde. Das eingängige Motto „Staat. Nation. Kapital. Scheiße!“ wurde nicht nur zu dieser Gelegenheit Lafontaine von hunderten Menschen entgegengebrüllt. Es war ein verbreiteter Demo-Slogan und schmückte als Aufkleber die Straßen in allen Ecken der Republik. Auch andere Akteur_innen hielten nicht mit ihrer Ablehnung der herrschenden Ordnung hinterm Berg. Etwa die Geflüchteten, die ab 2012 unter dem Namen „Refugee Struggle for Freedom“ mehrere Hungerstreiks in Berlin und München durchführten und sich selbst als „unterste Schicht des globalen Proletariats“ begriffen. Sie machten kein Geheimnis daraus, dass die BRD und die kapitalistische Nationalökonomie die Verwirklichung ihres politischen Zieles der offenen Grenzen wohl kaum überleben würden. Ihre Kämpfe bewirkten einige konkrete Erfolge, wie Anerkennung einiger Aktivist_innen als Geflüchtete oder die zeitweilige Ersetzung der Lebensmittelmarken durch Geldleistungen in Bayern. Diese zwei mehr oder weniger willkürlichen Beispiele sollen zwei Dinge verdeutlichen: Zum Einen gab und gibt es gute Beispiele dafür, dass eine kompromisslose Ablehnung der gegebenen Gesellschaftsordnung und ihrer Institutionen viele Menschen mobilisieren kann und auch konkrete politische Erfolge zu erzielen in der Lage ist. Zum Anderen sind die Zeiten, in denen sich die radikale Linke derartig offensiv artikuliert vorbei. Mit der so genannten „Flüchtlingskrise“ und dem Aufkommen von PEGIDA-Demos und AfD-Wahlerfolgen wurde auch die radikale Linke in Rückzugsgefechte verwickelt. Damit meinen wir nicht, dass der Kampf gegen Rechts per se radikale Gesellschaftskritik unterminieren würde. Es geht eher darum, dass etwa offensive Kämpfe gegen Residenzpflicht, Lebensmittelmarken, Isolation in Lagern und Abschiebungen in den Hintergrund traten, weil die Verteidigung der verbliebenen Reste des Asylrechts gegen den aufkommenden Rechtsruck eine große Aufmerksamkeit erforderte. Slogans wie „Break Isolation“ und „No Border“ wichen zunehmend dem deutlich weniger gesellschaftskritischen „Refugees Welcome“. Radikale Aktionsformen wie Hungerstreiks für die Anerkennung des Asylrechts sind im gegenwärtigen Klima kaum noch vorstellbar. Die skizzierte Entwicklung lässt sich ebenfalls am Namen unserer Kampagnen ablesen. Während wir früher „Staat. Nation. Kapital. Scheiße!“ riefen, versammeln wir uns heute unter dem defensiven Slogan „Nationalismus ist keine Alternative“. Damit wollen wir nicht die mitunter auch sichtbaren Verbesserungen linksradikaler Politik der letzten Jahre, wie etwa neue Strategien im Feminismus und in der Klassenpolitik, schlechtreden. Im Gegenteil geht es uns darum zu skizzieren, dass die diskursiven Rahmenbedingungen für eine sozialrevolutionäre Politik nicht gerade die besten sind. Unser politischer Umgang mit dieser schwierigen Situation ist allerdings an einigen Stellen alles andere als optimal. Ein Blick auf den gegenwärtigen linksradikalen Diskurs zu Wahlen und Parlamentarismus verdeutlicht dies.

Inhaltliche Missverständnisse als Resultat strategischer Verfehlungen

Wie viele andere linksradikale Gruppen haben auch wir uns frühzeitig dazu entschieden, den Wahlkampf 2019 zu einem der Schwerpunkte unseres politischen Handelns zu machen. In unserem Falle ist das zentrale Ereignis die sächsische Landtagswahl, bei der mit einem Abschneiden der AfD mit bis zu einem Viertel der Stimmen zu rechnen ist. Wir gehen davon aus, dass sowohl eine große AfD-Oppositionsfraktion im Landtag als auch eine etwaige Regierungsbeteiligung der AfD spürbare negative Auswirkungen auf die politische Situation in Sachsen hätte. Bereits jetzt zeigt sich, dass lokale Kulturprojekte, die sich zu Toleranz und Weltoffenheit bekennen, zunehmend unter Druck geraten, sich aktiv vom „Linksextremismus“ zu distanzieren, um weiter finanziert werden zu können. Die AfD wird sich überdies für eine noch rücksichtslosere Abschiebepolitik und den sukzessiven Rückbau bürgerlicher Freiheiten wie der Versammlungs- und Pressefreiheit einsetzen. Schritte in diese Richtung wurden bereits auf Landes- wie auf Bundesebene von den anderen Parteien umgesetzt, was die AfD unter dem Slogan #AfDwirkt regelmäßig als eigenen Erfolg verbucht. Aus unserer Sicht ist klar, dass die AfD das Projekt verfolgt, die liberale Demokratie schrittweise durch einen autoritär-völkischen Staat zu ersetzen. Unterschiedliche Kräfte innerhalb der Partei bevorzugen dabei die diversesten Schattierungen von der „illiberalen Demokratie“ nach ungarischem Vorbild bis hin zum braunen Führerstaat. Insofern sind Wahlniederlagen der AfD in unserem Sinne und die größtmögliche Sabotage ihres Wahlkampfes ist nur zu begrüßen. Wenn man sich einmal von linker Seite in das Handgemenge des emotional aufgeladenen Wahlkampfes begeben hat, droht allerdings schnell die Gefahr, den Überblick zu verlieren. Denn aus der Tatsache, dass etwas Schlimmeres als die liberale Demokratie auch graduell umgesetzt zu werden droht, folgt noch lange nicht der Umkehrschluss, dass sich libertärkommunistische Projekte im Rahmen parlamentarischer Strategien sinnvoll verfolgen lassen! Wir sind ernsthaft besorgt, dass Teile der radikalen, antiautoritären Linken diesem Fehlschluss zu erliegen drohen. Gerade in Bündnissen wie „unteilbar“, das in Sachsen auch durch ebenjene SPD unterstützt wird, die kürzlich erst die nächste Asylrechtsverschärfung durchgesetzt hat, gerät schnell in Vergessenheit, dass der Versuch linker Regierungsprojekte regelmäßig gescheitert ist und den Parteien der parlamentarischen Linken mit größtem Misstrauen begegnet werden sollte. Der Sprecher der von der Interventionistischen Linken organisierten Konzerttour „Wann wenn nicht jetzt!“ geht im Interview mit der „taz“ direkt so weit, Gesprächsbereitschaft mit der CDU zu signalisieren. Dass auch sich als linksradikal bezeichnende Gruppen aus Leipzig für Initiativen werben, die eine rot-rot-grüne Regierung in Sachsen fordern und Verstaatlichungs-Rhetorik des Juso-Vorsitzenden als hoffnungsvoll bezeichnen, ist das eine. Hier wurde offensichtlich vergessen, dass auch ein Gerhard Schröder mal als Juso-Vorsitzender mit staatssozialistische Rhetorik aufgetreten war und dass rot-rot-grüne Landesregierungen sich bislang ebenfalls mit Abschiebungs- und Sparpolitik hervorgetan haben, wenn es die politisch-ökonomische Lage aus ihrer Sicht erforderte. Doch besonders unverständlich ist es aus unserer Sicht, wenn vor der Europa-Wahl auch Mitglieder explizit staatsfeindlicher Gruppen öffentlich fordern, „sich die Frage vorzulegen, welche Parteien der Kapitalfraktionen sie übergangsweise strategisch unterstützten kann, damit die Rechten die EU nicht in ein völkisch-nationales Projekt verwandeln. Wahlen wie die zum Europaparlament müssen als politische Interventionsmöglichkeit genutzt werden: durch die Wahl von linksdemokratischen, pro-europäischen Parteien sowie durch den außerparlamentarischen Kampf gegen europäische Rechte und nationale Regierungen“.

Zu bewältigen: „Die fast unlösbare Aufgabe […], weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen“ (Adorno)

Tatsächlich liegt auch aus unserer Sicht im Wahlkampf eine doppelte strategische Chance. Erstens bietet er die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass der teure Einsatz von Material sich für rechtsradikale Parteien nicht lohnt, weil ihnen der Wahlkampf von antifaschistischer Seite komplett vermiest wird. Das ist gut gegen den Rechtsruck und eine konkrete Form von Empowerment für lokale antifaschistische Akteur_innen, die auch zu weiterem Aufbau linksradikaler Strukturen ermutigen sollte. Zweitens besteht ein gewisses Potenzial darin, den Wahlkampf der konservativen, liberalen und sozialdemokratischen Parteien kritisch zu begleiten und von Anfang an darauf hinzuweisen, dass ihre Politik in verschiedenen Nuancen darauf gerichtet ist, die jeweilige kapitalistische Volkswirtschaft konkurrenzfähig und reproduzierbar zu halten. Gerade eine linke Enttäuschung über ausgebliebene ökonomische Verbesserungen für Frauen, Arbeiter_innen und Arbeitslose sowie über die fortgesetzte Abschottungspolitik, die auch von SPD und Grünen in Bundestag und Bundesrat unterstützt wird, kann nutzbar gemacht werden, um für Alternativen jenseits des Staates zu werben. Dabei wäre es gefährlich bereits bestehende außerparlamentarische Bewegungen als „Gehversuche“ zu unterschätzen, denen es an einer parlamentarisch fundierten Machtbasis fehlt. Im Gegenteil wäre es für eine radikale Linke wichtig, Teil derartiger Bewegungen zu sein, um zu zeigen, dass von ihnen eine reale Handlungsmacht ausgeht, indem sie mit Streiks und Sabotagen die Politik vor ebenso große ‚Sachzwänge‘ stellen, wie es der Markt tut. Anstatt Kapazitäten darauf zu verwenden in Bündnissen mit Kirchen und Parteien anschlussfähig zu werden, möchten wir jedenfalls unsere begrenzten Möglichkeiten nutzen, eine radikale Kritik an Kapitalismus, Patriarchat und Nationalstaat zu vermitteln. Materialistische Parlamentarismuskritik spielt dabei eine wichtige Rolle, weil sie eine tragfähige Erklärung für die politische Alternativlosigkeit der Bundespolitik der vergangenen Jahrzehnte bietet. Dabei wollen wir vermitteln, dass die Alternativen gerade jenseits des Parlamentes liegen und dass wir diese langfristig selbst in der Hand haben.

Veranstaltungsreihe – Nationalismus ist keine Alternative

Veranstaltungsreihe Nationalismus ist keine Alternative der Gruppe the future is unwritten

Von Oktober 2018 bis September 2019

Im September 2019 findet in Sachsen die Landtagswahl statt. Ein hohes Wahlergebnis der AfD ist sehr wahrscheinlich, eine Regierungsbeteiligung möglich. Continue reading

Extreme Rechte und Gender – Mobi-Veranstaltung nach Ostritz

Zusammen mit dem Leipziger Ladenschlussbündnis laden wir herzlich zu folgender Veranstaltung ein.

16. April 2018
19 Uhr im Pöge-Haus (Hedwigstraße 20, Leipzig)

Am 20. und 21. April 2018 werden tausende Neonazis im ostsächsischen Ostritz zum »Schild und Schwert«-Festival erwartet. Der Mobilisierung der Initiative »Rechts rockt nicht« zu antifaschistischen Protesten in Ostritz schließen wir uns an. Rund um das Festival werden wie so oft männliche Neonazis und ihre Inszenierung als starke Verteidiger eines »weißen Deutschlands« im Vordergrund stehen. Dass das ein Zerrbild ist, liegt nahe. Darum fragen wir uns: wie sehen die Geschlechterverhältnisse in rechten Bewegungen jenseits der öffentlichen Inszenierung eigentlich aus?

Der Einbezug der Kategorie Geschlecht in die Analyse der extremen Rechten ist kein neuer Zugang, aber doch ein seltener. So kommt es vor, dass Frauen und Mädchen immer noch oftmals übersehen werden. Das Bild der friedfertigen Frau bestimmt die Wahrnehmung von Frauen in Bezug auf das politische Engagement in der extremen Rechten. Sie werden eher als ‚Freundin vonʻ gesehen, als als Trägerin einer politischen Einstellung. Auch die Frage, was extreme Rechte Ideologien für Männer bereithalten und inwiefern die angebotenen Männlichkeiten ein attraktives Angebt darstellen, bietet ein großes Erkenntnispotenzial. Gender stellt eine wichtige Analysekategorie für eine ideologiekritische Auseinandersetzung mit der extremen Rechten dar. Bei der Veranstaltung sollen aktuelle Erkenntnisse sowie Ansatzpunkte für kommende Auseinandersetzungen und politische Praxis vorgestellt und diskutiert werden.

eine Veranstaltung von the future is unwritten – Leipzig und dem Leipziger Ladenschlussbündnis

Kampagnenaufruf des Ladenschlussbündnisses 2018

Zusammen mit anderen Gruppen und Aktiven unterstützen wir das Leipziger Ladenschlussbündnis, das sich in diesem Jahr neu gegründet hat. Das Ladenschlussbündnis will Nazi-Strukturen, reaktionäre Banden und rechte Netzwerke in Leipzig bekämpfen. Die neue Kampagne des Bündnisses richtet sich gegen das Nazi-Trainingszentrum in der Kamenzer Straße. Wir teilen an dieser Stelle den Kampagnenaufruf 2018, den wir ausdrücklich unterstützen.

Antifaschistische Kämpfe in die Offensive!

Das Leipziger Ladenschlussbündnis bekämpft neonazistische Strukturen, rechte Netzwerke und den dazugehörigen Lifestyle in Leipzig. Unser Ziel ist, aktiv und offensiv allen Bestrebungen entgegen zu treten, die sich über ein rassistisches, nationalistisches, antisemitisches, männlichkeitsbetontes, frauenfeindliches und autoritäres Weltbild bestimmen. Beim Kampf gegen den gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck dürfen wir nicht vergessen, dass das Problem von gewaltbereiten Neonazi-Strukturen alles andere als geringer wird. Diese Strukturen und Netzwerke zu zerschlagen, bleibt mit unserem Engagement gegen nationale Abschottung, den sexistischen Rollback und für eine gesellschaftliche Emanzipation eng verbunden.

Reaktionäre Männer-Banden und die beschleunigte Welt des Kapitals

Ob in Hooligan-Strukturen ostdeutscher Traditionsvereine, in Freefight-Gyms, bei den Identitären oder in Neonazi-Gruppen: rechte Männer bleiben gern unter sich und versuchen sich als wehrhafte Verteidiger des Abendlandes zu inszenieren. Auch wenn das politische Agieren rechter Frauen nicht unterschätzt werden darf, muss der spezifisch sexistische und männerbündische Charakter der benannten Kreise betont werden. Die Schauplätze der Kampfsportszene und der Sicherheitsunternehmen, das Rotlichtmilieu, die Rockerszene, Bürgerwehren und das Militär sind alles zutiefst reaktionäre und von Grund auf patriarchale Zusammenhänge, die grundsätzlich die notwendigen Grundlagen für rechtsradikale Ideologie bieten.

Dabei sind Männer-Banden ein Produkt der kapitalistischen Gesellschaftsstruktur und ihrer Dynamiken. Im Zusammenspiel von Kapitalismus und Patriarchat werden Frauen strukturell aus den Sphäre der Produktion und der Öffentlichkeit in die der Reproduktion verdrängt. Daraus folgt das verbreitete Selbstverständnis des Mannes als Ernährer und Verteidiger „seiner“ Familie. Die gewaltaffine Männer-Bande knüpft an diese soziale Realität an zwei Punkten an. Einerseits bietet sie die Möglichkeit einer kollektiven patriarchalen Inszenierung der Verteidigung der Familie gegen äußere, meist mit rassistischen Kategorien abgewertete, Feinde. Andererseits bietet sie ein Auffangnetz gegen Krisen der eigenen patriarchale Lebenswelt. Ein Beispiel dafür, das uns direkt betrifft, sind die ostdeutschen Regionen, aus denen aufgrund ökonomischer Perspektivlosigkeit junge Frauen massenhaft wegziehen. Zurück bleiben Männer, die nicht in der Lage sind, selbstständig ihre Emotionen zu regulieren und soziale Beziehungen aufzubauen, weil diese Tätigkeiten im Patriarchat strukturell Frauen auferlegt werden. Der sozialen Kälte, die Kapitalismus und Patriarchat erzeugen, begegnen Männer-Banden nicht mit kollektiven, inklusiven Sozialstrukturen. Das individualisierte Hauen und Stechen der ökonomischen Konkurrenz kontern sie mit einer Kollektivierung des Freund-Feind-Denkens. Die Krise von Sozialstrukturen stellt dabei eine von verschiedenen Ursachen für die Entstehung reaktionärer Banden dar. Keineswegs ist sie eine Rechtfertigung für diese. Continue reading

PM: Massive antifaschistische Proteste gegen rechte Verlage auf der Buchmesse

Unsere Pressemitteilung zu den gestrigen antifaschistischen Protesten auf der Leipziger Buchmesse.

Während des Vortrags des rechten Verlegers Götz Kubitscheck haben Aktivist_innen ein Transparent mit dem Aufdruck „Staat. Nation. Buchmesse. Scheiße. Gegen die Normalisierung des Rechtsrucks!“ entrollt und Kubitcheks Vortrag verzögert. Diese Aktion wurde durch gewalttätige Mitglieder der sogenannten Identitären Bewegung und Security-Kräfte der Leipziger Buchmesse beendet, worauf sich in unmittelbarer Nähe der Veranstaltung lautstarker Protest formierte. Durch das Rufen von verschiedenen Parolen wie „Say it loud, say it clear, Refugees are welcome here“ wurde die Veranstaltung des neu rechten Verlegers massiv gestört. Die Protestierenden wurden während der gesamten Zeit von Mitgliedern der Identitären Bewegung, anderen Rechten und Neonazis bedroht und gefilmt.

Zu dieser Art des Protestes kam es, da sich die Leipziger Buchmesse bedauerlicher Weise auch im Jahre 2018 dazu entschieden hat, rechten Verlagen und Publizist_innen ein Forum zu bieten. Hierbei bezieht sie sich auf das vermeintliche Argument des demokratischen Diskurses und überlässt der Zivilgesellschaft die Verantwortung mit den Rechen umzugehen. Hanna Fuchs von der Gruppe »the future is unwritten« kommentiert die gestrigen Geschehnisse wie folgt: “Wir hätten die Buchmesse gerne genutzt, um über die drängenden Fragen unserer Zeit zu diskutieren: die nationale Abschottung, den globalen Rechtsruck, sexistische Gewalt und doppelte Ausbeutung von Frauen oder den digitalen Kapitalismus. Die Leipziger Buchmesse hat mit ihrer Entscheidung Nazis einzuladen, jeden sachlichen Diskurs unmöglich gemacht. Ihre Strategie einen demokratischen Diskurs mit Rassist_innen und Sexist_innen zu inszenieren ist gescheitert. Wer rechte Hetzer_innen einlädt, darf sich nicht wundern, wenn es zu unschönen Bildern kommt. Die Buchmesse hat den Tumult bekommen, den sie bestellt hat.”

Aktuelle Informationen können Sie auch unserem Twitter-Account @abasletravail entnehmen. »the future is unwritten« ist eine antiautoritäre, kommunistische Gruppe, die seit 2011 in Leipzig aktiv ist. Schwerpunkte unserer politischen Arbeit sind derzeit Antifaschismus, Feminismus und Staatskritik. Unseren jüngsten Debattenbeitrag zur aktuellen Buchmesse finden Sie unter /index.php/gegen-die-normalisierung-des-rechtsrucks-durch-die-leipziger-buchmesse/. Unser erster Beitrag zur Frage der Meinungsfreiheit für Rechte anlässlich der Buchmesse ist unter https://nationalismusistkeinealternative.net/staat-nation-buchmesse-scheisse/ zu finden. Generelle Informationen und Neuigkeiten zu unserer Gruppe sind unter www.unwritten-future.org nachzulesen. Für Rückfragen stehen wir gerne unter der E-Mail-Addresse the_future_is_unwritten@riseup.net zur Verfügung.

Solidarität mit Antifaschist*innen und Anarchist*innen in Russland!

Einige Aktivist_innen haben eine Solidaritätskundgebung für die aktuell von Repression betroffenen Antifaschist_innen und Anarchist_innen in Russland organisiert. Diese wird am Montag, dem 19. März 2018, um 17 Uhr vor dem Generalkonsulat der Russischen Föderation in der Turmgutstraße 1 in Leipzig stattfinden. Wir teilen an dieser Stelle den Aufruf der Aktivist_innen und rufen dazu auf, sich zahlreich an der Kundgebung zu beteiligen!

Aufruf für Soli-Kundgebung

Der russische Geheimdienst hat eine massive Repressionswelle gegen alle vom Regime Abtrünnigen begonnen und übt beispiellosen Druck auf alle Dissident*innen aus (von der liberalen oppositionellen Bewegung bis zu den Anarchist*innen). Der Inlandgeheimdienst FSB hat im Herbst 2017 eine Serie von Verhaftungen und Durchsuchungen von Wohnungen ihm bekannter Anarchist*innen und Antifaschist*innen durchgeführt.

Sechs Anarchist*innen aus Penza wurden verhaftet und beschuldigt, einen Staatsstreich vorbereitet zu haben. Der einzige Beweis einer „Vorbereitung“ war die Tatsache, dass alle Gefangenen „Airsoft“ gespielt haben. Während mehrerer Monate waren sie täglicher Folter ausgesetzt, bis sie sich als schuldig bekannten. Zwei Anarchist*innen wurden im Januar 2018 in St. Petersburg verhaftet.

Auch sie wurden, wie die Anarchist*innen aus Penza, gefoltert. Beamte des FSB brachten sie dazu, Geständnisse abzulegen und diese vor den Ermittler*innen zu wiederholen. Einer der entführten Anarchist*innen wurde in einen Wald gebracht, wo er gefoltert wurde. Ilja Kapustin wurde auch verhaftet und gefoltert. Er hat nicht gestanden, weshalb sie ihn zu einen „Zeugen“ ernannten.

Im Februar und März richteten sich auch auf der Krim viele Razzien gegen Anarchist*innen und Sozialist*innen. Der erste der Verhafteten war Ewgeny Karakashev. Der Grund für die Verhaftung war eine Unterhaltung im sozialen Netzwerk “Vkontakte”. Einen Monat später fanden weitere Razzien gegen andere Anarchist*innen und Kommunist*innen dieser Halbinsel statt. Die Liste der Gefangenen auf der Krim schließt auch den Anarchisten Schestakovich (der auch gefoltet wurde) und den Kommunisten Markov mit ein, die für zehn Tage eingesperrt wurden.

Dann sind die Moskauer Anarchist*innen Kobaidze und Gorban verhaftet und beschuldigt worden, eine Attacke auf ein Büro der Regierungspartei „Vereinigtes Russland“ durchgeführt zu haben. Die Beamt*innen verweigerten den Verteidiger*innen Kontakt mit den Gefangenen, bis sie sich schuldig erklärten. Sie brachen mit allen Gesetzen.  Drei Anarchist*innen wurden in Chelyabinsk mit ihren Freund*innen und Angehörigen durch den FSB entführt. Auch sie wurden (mit Elektroschocker) gefoltert. Das geschah, um von ihnen erforderliche Zeugenaussagen sowie ihr Eingeständnis zu bekommen, sich an einer Transparentaktion gegen Repression beteiligt zu haben.

Im März wurden mehrere Menschen in Moskau verhaftet. Einige von ihnen sprachen auch von Folter.

Kommt am 19. März und unterstützt die Gefährt*innen in Russland!
Keine Folter. Kein Knast. Keine Verschleppung!

Querschnitt Feminismus

Gemeinsam mit Prisma – Interventionistische Linke Leipzig laden wir zu der Reihe Querschnitt Feminismus ein. Mit Workshops, Vorträgen und Vernetzungsangeboten wollen wir zur Auseinandersetzung mit radikaler feministischer Praxis anregen und einen Beitrag zu den Kämpfen gegen das kapitalistische Patriarchat leisten. Rund um den feministischen Kampftag am 8. März finden außerdem überregional Aktionen der Kampagne »Nationalismus ist keine Alternative« gegen das Patriarchat und den antifeministischen Rollback statt.
Der Frau bleibt kein anderer Ausweg, als an ihrer Befreiung zu arbeiten. Diese Befreiung kann nur eine kollektive sein. (Simone de Beauvoir)

Feministische Workshops, Vorträge und Vernetzung

08.-10. März 2018

Warum Feminismus?

Ob wir wollen oder nicht, die Gesellschaft um uns herum teilt uns in zwei Geschlechter auf: in Frauen und Männer. Innerhalb dieser Einteilung werden uns zum Teil widersprüchliche Eigenschaften und Identitäten zugeschrieben, in die wir weder reinpassen wollen, noch können. Dem gesellschaftlichen Bild der Frau werden bestimmte Merkmale zugeschrieben, die als die ,Natur’ der Frau angesehen werden. Damit werden gesellschaftliche Geschlechterunterschiede naturalisiert und entziehen sich einer Analyse, die diese Kategorien umstoßen kann. Wir erachten es als notwendig für unsere Analyse, an den Kategorien Mann und Frau festzuhalten. Denn auch wenn die unterschiedlichen gesellschaftlichen Zuschreibungen der Geschlechter konstruiert sind, bringen diese doch eine gesellschaftliche Realität hervor, in der wir tagtäglich leben und welche Gegenstand unserer Kritik ist.

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Die Arbeit im Digitalen Kapitalismus

Vortrag am am 21.11. um 19.00 im Conne Island

Treffpunkt für weitere Aktionen : 24.11.17, 9:30, Torgauer Platz

Die Fabrik, entstanden aus den spätmittelalterlichen Manufakturen & den Schiffen der kolonialen Seefahrt, ist eine Konstante in der Ausbeutung der Arbeiter*innen. Aber so konstant ihre Rolle, so verschieden die Formen die sie über die Jahrhunderte angenommen hat, genauso die Art und Weise in der sie mit Weltmarkt und anderen Fabriken in Kontakt steht.
Die zwei wichtigsten Entwicklungen der letzten JaDie Fabrik, entstanden aushrzehnte sind dabei wohl die rasanten Fortschritte der Logistik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Digitalisierung und Vernetzung, die seit dem Eintritt der Computer in die Produktion zu immer wichtigeren Bestandteilen der arbeitsteiligen Produktion wurden. Dabei entstehen mehr und mehr Unternehmensstrukturen, die über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg Produktion und Verteilung organisieren und dabei mehr und mehr der dabei entstehenden Arbeit und Koordination an Maschinen und Algorithmen auslagern.
Der Begriff „Industrie 4.0“ steht häufig im Zusammenhang mit Lobliedern auf die Zukunft. Dabei wird verschleiert was dies für die Menschen, die in den Fabriken arbeiten, bedeutet.
Die durch die Automation überfällig gewordenen Jobs verschaffen den Arbeiter*innen nicht etwa Entlastung. Ihr Wegfall verschärft vielmehr den Druck des schneller, besser, billiger.

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Zur Ausgabe «Siegerjustiz» der Rote Hilfe Zeitung

Gemeinsam mit Critique’n’Act Dresden haben wir ein Statement zur “Siegerjustiz”-Ausgabe der Roten Hilfe Zeitung verfasst. Diese Ausgabe der Zeitschrift der größten linken Antirepressionsorganisation in der BRD befasste sich Schwerpunktmäßig mit Gerichtsverfahren gegen Mitglieder des DDR-Staatsapparates in der BRD. Dabei wurde an mehreren Stellen in unhaltbarer Weise die DDR und deren Überwachungs- und Repressionsapparat verherrlicht und verharmlost. Aus diesem Grund sahen wir uns veranlasst eine Stellungnahme inklusive einer Kritik des hinter dieser Ausgabe stehenden Weltbildes zu veröffentlichen.

Liebe Genoss*innen vom Bundesvorstand der Roten Hilfe,
liebe Genoss*innen von der Redaktion der Rote Hilfe Zeitung,

Im letzten Quartal 2016 kam die Rote Hilfe Zeitung mit dem Schwerpunktthema: «Siegerjustiz – Verfolgung und Delegitimierung eines sozialistischen Versuchs seit 1990» heraus. Viele Gruppen und Zusammenhänge haben dazu Stellung bezogen und Kritik geäußert. Auch uns ist es wichtig, uns in dieser Debatte zu äußern.

Die Rote Hilfe hat uns immer begleitet, uns unterstützt, wir beziehen uns positiv auf sie als strömungsübergreifende Organisation. Viele Genoss*innen von uns sind Mitglieder der RH, waren aktiv in der Roten Hilfe, teilweise auch im Bundesvorstand. Gerade in der Frage der Antirepression ist es wichtig, dass es eine strömungsübergreifende Organisation gibt, die solidarisch an der Seite von Genoss*innen steht, die Ziel des staatlichen Repressionsapparats werden. Gerade daher halten wir die letzte Ausgabe für fatal, weil die Zeitungsredaktion damit massiv gegen die Statute der Roten Hilfe als strö-mungsübergreifende Organisation verstößt und einen letztlich stalinistischen Konsens der DDR-Betrachtung in der Roten Hilfe durchzusetzen versucht. Dagegen wenden wir uns entschieden aus unserer politischen Position heraus. Aber auch aus unserer Vorstellung dessen, was die Rote Hilfe ausmacht, wollen wir eine solidarische, konstruktive Kritik leisten und so zu einer gemeinsamen Debatte einladen.

Wir kämpfen gegen die kapitalistische Totalität und ihre staatliche Zwangsverwaltung. Staat und Kapital sind für uns beide Teil des Problems: der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, die zwar von Menschen gemacht wird, aber sich ihrer Kontrolle entzieht. Unsere Kämpfe kommen nicht aus dem Nichts, sie bauen auf Kämpfen von Generationen von kommunistischen und libertären Genoss*innen auf, die sich dem Ziel der Errichtung eines Vereins freier Menschen (Marx) verschrieben haben. Deshalb werden wir immer an der Seite anderer Genoss*innen stehen, wenn diese sich gegen das kapitalistische Elend und die staatliche Herrschaft zur Wehr setzen. Auch und gerade dann, wenn der Staat, dessen Repression sie sich ausgesetzt sehen, dem eigenen Selbstverständnis nach ein «linker Staat» ist. Continue reading

Zur Ausgabe “Siegerjustiz” der Rote-Hilfe-Zeitschrift

Die Kritik des historischen Staatssozialismus ist unerlässlich für all jene, die sich heute mit Recht als Kommunist_innen und Revolutionär_innen verstehen. Wenn wir es Ernst meinen mit der Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise und der staatlichen Herrschaft, dürfen wir die Kritik des historischen Scheiterns der kommunistischen Bewegung nicht dem bürgerlichen Antikommunismus überlassen. Deshalb unterstützen wir die Stoßŕichtung der Kritik unserer Genoss_innen von den e*vibes in Bezug auf eine Ausgabe der Zeitschrift der Roten Hilfe und richten einen solidarischen Gruß an die Dresdner Ortsgruppe der Roten Hilfe. Wir wünschen euch viel Kraft in eurem notwendigen Kampf gegen die Verharmlosung der Repressionen durch die Stasi und des Herrschaftssystems DDR. Den Text der e*vibes findet ihr hier.